Prähistorisches Dorf Poblat prehistòric de s'Hospitalet Vell
Das prähistorische Dorf Poblat prehistòric de s'Hospitalet Vell befindet sich in der Gemeinde Manacor, im Comarca Llevant, an der Ostküste der Baleareninsel Mallorca. Es ist eine archäologische Ausgrabungsstätte, in der Gebäudereste aus zwei verschiedenen Epochen gefunden wurden. Einige stammen aus dem kulturellen Abschnitt, der Vortalaiotikum genannt wird, andere stammen aus der Talaoit-Kultur. Das Vortalaiotikum, oder auch Prätalaiotikum, bezeichnet den Zeitraum von etwa 1.700 bis 1.100 v. Chr., danach wird der Zeitabschnitt von etwa 1.100 bis 123 v. Chr. als Talaiotikum benannt. Auch gibt es Anzeichen für punische Einflüsse. Viele Ausgrabungsstücke stehen im Historischen Museum von Manacor der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Das prähistorische Dorf befindet sich auf dem Landgut s'Hospitalet Vell, nachdem es auch benannt wurde. Im Süden der Gemeinde Manacor erstreckt sich das Landgut zu beiden Seiten der Straße, die von Son Macià nach Cales de Mallorca führt. Das gesamte Gut, einschließlich der Ausgrabungsstätte, ist eingezäunt, allerdings ohne Eintritt für Besucher frei zugänglich. Das Tor am Eingang sollte man direkt wieder schließen, damit die dort frei weidende Schafe das Gelände nicht verlassen können. An der Straße befindet sich ein Hinweisschild.
Angelegte Wege mit Informationstafeln führen zu den vier Teilbereichen der Ausgrabungsstätte. Zwei der Fundstellen, die etwa 40 Meter auseinander liegen, befinden sich ca. 90 Meter von der Straße entfernt auf einem Feld. Nur noch an den Bodenumrissen kann man hier die bootsförmige, oder auch naviforme, Struktur der alten Bauweise erkennen. An kieloben liegende Schiffe erinnern diese Gebäudeformen, die die Reste von Navetas sind. Diese Funde gehören zu den ältesten Siedlungzeugnissen, sie stammen aus dem Vortalaiotikum.
Die Gebäude waren zwischen 11 und 16 Metern lang und zwischen 7 und 9 Metern breit, die Dächer bestanden aus Baumstämmen und Ästen. Sie dienten als Wohnräume, denn innerhalb befanden sich zentrale Feuerstellen an denen die Nahrung zubereitet wurde. Keramiken, Fässer zur Lebensmittellagerung und Gussformen zur Bronzewerkzeugherstellung wurden im Boden gefunden.
In den späten 1970er Jahren hatten die Ausgrabungen unter Guillem Rosselió Bordoy begonnen, bis sie im Jahre 1980 wieder eingestellt werden mußten, da finanzielle Mittel fehlten. Erst am Anfang des 21. Jahrhunderts wurden die Ausgrabungen wieder aufgenommen.
Hinter einem Wäldchen befindet sich ein Wachturm, der aus der Talaiot-Kultur stammt. Etwa 225 m ist der quadratische Talaiot von der Straße entfernt. Er hat eine Grundfläche von 7 mal 8 Metern und ist etwa 3,70 m hoch. In einigen Punkten unterscheidet er sich von anderen Talaiots, die man auf Mallorca finden kann. Normalerweise haben die Wände Talaiots eine ausgeprägte Neigung nach Innen, bei diesem Wachturm in s'Hospitalet Vell sind die Wände fast senkrecht. Außerdem bestand das Dach aus länglichen Steinplatten, und nicht aus Holzbalken, wie sonst üblich. Dies führte dazu, daß man an der Mittelsäule noch Überreste eine Abdeckung sehen kann. Es wird vermutet, daß er auch über mehrere Stockwerke verfügt hat.
Es ist nicht bekannt wann dieser Talaiot genau erbaut wurde, man geht aber von eta 1.000 bis 900 v. Chr. aus, als der Bau solcher Türme seinen Anfang nahm.
Da der Turm keinen ebenerdigen Eingang besitzt, wurde eine Besucherplattform errichtet, damit man in das Innere sehen kann. Wahrscheinlich erfolgte der Zugang über das erste Stockwerk. Auch die Räume, die an den Talaiot angebaut worden waren, kann man von der Plattform aus gut überblicken. Ursprünglich war es nur ein einziger Raum, ein großer Saal mit monolithischen Säulen, der später in mehrere Räume unterteilt wurde, was man heute noch sehen kann.
Neben dem Wäldchen, etwa 180 m von der Straße entfernt, befindet sich ein interessantes Gebäude. Es wurden dort sehr große Steine verbaut, die außergewöhnlich akkurat gesetzt wurden. Die aus Steinquadern bestehende Außenmauer ist noch in drei Lagen erhalten, sie bildet ein Rechteck mit einer Länge von 22,39 Metern und einer Breite von 12,20 Metern.
Die Technik dieser Bauweise ähnelt denen der altgriechischen Mauern aus dem 7. bis 5. Jahrhundert v. Chr. und nicht der typischen Bauart der Talaiots. Dies führt zu der Annahme, daß dieses Gebäude aus der punischen Zeit, um das 5. Jahrhundert v. Chr., stammen könnte. Bestätigt wird die Vermutung, daß es von den Kathagern erbaut wurde, durch zahlreiche Gegenstände, die aus der Zeit der Punischen Kriege stammen. Zu dieser Zeit hatten die Kathager viele Handelsniederlassungen im Mittelmeer und auf der iberischen Halbinsel gegründet, so daß es sich hierbei möglicherweise um eine ihrer Handels- oder Militärstationen handeln könnte.
Nachdem das Gebäude am Anfang anscheinend leer gewesen ist, wurden später zwei überdachte Räume, sowie ein Innenhof, auch Patio genannt, mit zwei Feuerstellen eingerichtet. Die zentrale Säule, auf der die Decke der Räume auflag, ist noch erhalten.
Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde die Siedlung verlassen. Vorher diente sie Haushaltszwecken, was man den Keramikresten aus talaiotischer, punischer und römischer Zeit entnehmen kann. Auch Keramiken aus der maurischen Zeit, aus den Jahren von 902 bis 1229, wurden gefunden.